Home, sweet home: Roman by Joy Fielding

Home, sweet home: Roman by Joy Fielding

Autor:Joy Fielding [Fielding, Joy]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Goldmann Verlag
veröffentlicht: 2021-07-25T22:00:00+00:00


KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG

Julia Fisher sitzt auf dem Beifahrersitz des Teslas ihres Sohnes und fragt sich, wohin sie jetzt fahren. Das Mittagessen ist endlich vorbei, und sie ist erschöpft, nachdem sie fast anderthalb Stunden nervtötenden Smalltalk mit ihrem Sohn und seiner hirnlosen Frau gemacht hat. Anderthalb Stunden, die sie nie zurückbekommen wird. Anderthalb Stunden, auf die zu verzichten sie sich nicht leisten kann. Nicht in ihrem Alter. Und wirklich, wenn sie noch ein weiteres Wort über Poppys schwachsinnigen Plan hören muss, eine Kollektion von Hightech-Bademode zu entwerfen, obwohl die Gute nie in ihrem Leben einen Kurs in Modedesign belegt hat und absolut nichts über Technologie weiß, könnte sie sich auch aus dem fahrenden Wagen stürzen. Vorausgesetzt natürlich, sie findet heraus, wie man die verdammten Türen öffnet.

»Wohin fahren wir?«, fragt sie und blickt zu dem Ozean zu ihrer Linken. Orientierung und Geografie waren nie ihre Stärke, doch sie weiß, dass sie in südlicher Richtung unterwegs sind, obwohl sie nach Norden fahren sollten. »Müssen wir nicht in die andere Richtung?«

»Ich möchte dir etwas zeigen.«

»Was?«

»Du wirst schon sehen.«

»Kannst du es mir nicht einfach sagen?«

»Ich würde es dir lieber zeigen«, sagt Norman.

»Ich bin ein bisschen müde.«

»Es dauert nicht lange«, sagt Poppy und tätschelt von der Rückbank Julias Arm.

Julia unterdrückt den Drang, die Hand abzuschütteln.

»Hast du das Mittagessen genossen?«, fragt Poppy.

»Ja.«

»Du hast nicht sehr viel gegessen. Hat es dir nicht geschmeckt?«

Habe ich diese Frage nicht gerade beantwortet, denkt sich Julia. »Es war köstlich. Nochmals vielen Dank.«

»Nichts zu danken.« Poppy lässt sich wieder in das weiche Polster der Rückbank sinken. »Schau dir bloß den Ozean an. Er ist so … groß.«

»So groß und so … nass«, sagt Julia.

»Mutter …«, warnt Norman sie leise.

»Meine Bademode soll speziell für den Ozean entworfen werden«, sagt Poppy.

Julia tastet nach dem Türgriff. Wenn sie das verdammte Ding finden könnte, wäre sie binnen Sekunden gnädig tot.

»Vielleicht sollte ich eine Kollektion für Salzwasser und eine andere für Swimmingpools entwickeln. Chlor ist einfach mörderisch für Badeanzüge, findest du nicht auch?«

»Absolut«, sagt Julia. »Aber was ist mit Süßwasser? Solltest du dafür nicht auch eine Kollektion haben?«

»Was meinst du mit Süßwasser?«, fragt Poppy.

Gütiger Gott. »Süßwasser. Wie in einem See. Oder einem Fluss. Oder einem Teich.«

»Die sind nicht aus Salzwasser?«, fragt Poppy.

»Nein, sind sie nicht«, erklärt Julia ihr.

»Und du denkst, ich brauche eine dritte Kollektion?«

»Du bist die Expertin«, sagt Julia.

»Mutter …«

»Wie bist du überhaupt auf die Idee gekommen?«, fragt Julia, unwillkürlich neugierig. »Ich meine, du warst Personal Trainerin. Ich hätte gedacht, wenn du etwas entwirfst, wäre Sportkleidung eher dein Bereich.«

»Daran habe ich auch gedacht, aber das ist zurzeit ein wirklich enger Markt. Kennst du meine Schwester Rainbow?«

Julia seufzt. Die Unterhaltung entwickelt sich zu einem Widerhall der Autofahrt: Bei beiden hat sie keine Ahnung, wohin sie führen. »Ist das die mit den langen dunklen Haaren?«

»Nein, das ist Sunshine.«

Rainbow, Sunshine und Poppy. Das kommt dabei heraus, wenn die Eltern in einer Kommune aufwachsen, denkt Julia. »Was ist mit ihr?«

»Also, sie hat mich auf die Idee gebracht. Sie war im letzten Monat im Ozean schwimmen und trug einen Bikini. Einen echt schicken. Sehr teuer.



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